Seetal-Krokodil De 6/6 15301
Technische Daten der Lokomotiven De 6/6 15301 - 15303
Inbetriebsetzung |
1926 |
Triebrad-Durchmesser |
1040 mm |
Stundenleistung |
1000 kW = 1170 PS |
Höchstgeschwindigkeit |
50 km/h |
Gesamtmasse |
73 t |
Länge über Puffer |
14,060 m |
Bau und Betrieb der De 6/6 15301
Die ehemalige private Seethalbahn war schon 1910 elektrifiziert worden und besass 10 vierachsige Motorwagen, die im Betrieb häufig überlastet waren. Nach der Verstaatlichung der Strecke Emmenbrücke - Wildegg entschlossen sich die SBB, für Güterzüge drei Lokomotiven zu beschaffen, die geeignet waren, den zunehmenden Güterverkehr und die umfangreichen Rangieraufgaben in den Stationen zu übernehmen. Das Pflichtenheft umfasste (Originaltext):
«Die Lokomotive soll imstande sein, abwechslungsweise an je zwei aufeinanderfolgenden Tagen folgende Tagestouren zu machen:
- Eine Hin- und Rückfahrt auf den Strecken Emmenbrücke - Wildegg und Beinwil - Münster mit einer Anhängelast von 150 t unter einmaligem Abstossen der Belastung auf allen Stationen, Vorziehen des Zuges in Stationsmitte und nachheriger Weiterfahrt.
- Zwei Hin- und Rückfahrten auf den Strecken Emmenbrücke - Wildegg und Beinwil - Münster mit 200 t Anhängelast innerhalb 15 Stunden.»
Die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur und die AG Brown, Boveri in Baden erhielten den Auftrag und lieferten 1926 die drei Lokomotiven De 6/6 15301 - 15303 ab.
Dementsprechend wurde die Lokomotive nicht als kleine Ausführung der bekannten Gotthard-Krokodile ausgeführt, sondern als verdoppelte Rangierlokomotive 2 x Ee 3/3. Das Fahrwerk des Seetal-Krokodils ist darum fast identisch mit jenem der bei den SBB noch häufig anzutreffenden Rangierlokomotiven Ee 3/3.
Von 1926 bis Anfangs 1983, also während rund 56 Jahren, erledigten die drei Lokomotiven den Güterverkehr auf der Seetalstrecke. Zwischenzeitlich waren sie aber aushilfsweise im Rangierdienst in Chiasso oder als Aushilfe bei der Südostbahn SOB eingesetzt. Für den kleinen Unterhalt waren sie dem Depot Luzern zugeteilt, grössere Revisionen wurden in der HW Yverdon ausgeführt. Während die Lokomotiven 15302 und 15303 im Frühling 1983 abgebrochen wurden, kam die 15301 zur Oensingen - Balsthal-Bahn, wo sie noch während etwa zehn Jahren im Güterzugdienst eingesetzt wurde.
De 6/6 15301 in der Klus (M. Gerosa)
Die Revision in Balsthal
Die Revision kann getrost als Hauptuntersuchung (oder in der SBB-Terminologie als R3) bezeichnet werden. Die Lokomotive wurde in einer einmaligen Aktion an Silvester und Berchtoldstag 1995/96 in einer Halle in Oensingen in transportierbare Stücke zerlegt. Bis Mitte 1997 konzentrierte sich die Arbeitsgruppe dann auf die Revision des RFe 4/4 601 um sich ab Anfangs 1998 dem Seetal-Krokodil zuzuwenden.
Die einzelnen Arbeitsschritte:
- Aufarbeitung diverser demontierter Teile
- Achsen entrosten, reinigen, grundieren
- Achsen ultraschallprüfen und abdrehen (HW Yverdon)
- Achslager aufarbeiten
- Fahrwerkrahmen vollständig demontieren, entrosten, reinigen, grundieren, definitiv streichen
- Fahrwerkrahmen auf Achsen stellen, Bremsvorrichtungen einbauen
- Neuverlegung der Schmierleitungen
- Aufarbeiten der Antriebs- und Kuppelstangen
- Maschinenhausboden mit Führerständen sandstrahlen und aufarbeiten, Brems- und Luftleitungen einbauen
- Stahlkonstruktion für Transformator, Stufenhüpfer, Wendeschalter, Hauptschalter, Hilfsbetriebeschalttafel, Steuerkontroller und Steuerschaltkasten einbauen
- Seitenwände sandstrahlen und aufarbeiten
- Dach aufarbeiten
- Vorbauverschalungen aufarbeiten
- Lok montieren, Triebwerk am Schluss montieren
- Motoren einbauen
- Hauptstrom-Verkabelung einbauen
- Neuen Transformator beschaffen, aufarbeiten, prüfen, einbauen
- Hauptstrom-Schaltapparate einbauen
- Steuereinrichtungen in Führerstände einbauen
- Steuerstrom-Verkabelung und Messeinrichtungen einbauen
- Kompressorgruppe, Umformergruppe, Ventilatorgruppe einbauen
- Widerstände / ohmsche und induktive Shunts aufarbeiten und einbauen
- Lok elektrisch prüfen und mechanisch kontrollieren
- Probefahrt durchführen
Technik-Geschichtliche Bedeutung des Fahrzeugs
Die Seetal-Krokodile De 6/6 15301 - 15303 bilden die ersten laufachslosen Lokomotiven, die über einen blossen Versuchsbetrieb hinaus im Einsatz blieben. Die mechanische Realisierung mit zwei Drehgestellen und die für damalige Verhältnisse beachtliche Zugkraft bilden einen Markstein in der Geschichte der elektrischen Traktion in der Schweiz.